DIE ESSENZ VON VEDANTA
"Die Herrlichkeit des Menschen liegt darin, dass er sich seiner selbst bewusst ist. Das Selbst, dessen er sich bewusst ist, ist jedoch kein vollständiges, genügendes Selbst. Es ist leider ein mangelhaftes, unzulängliches Selbst."
-Swami Dayananda Saraswati-
Im letzten Artikel ging es um das Problem des existentiellen
menschlichen Leidens.
Obwohl wir unter sehr unterschiedlichen äußeren Umständen
leben, ist sowohl die Ursache als auch das Heilmittel für
dieses grundlegende menschliche Leiden für alle gleich.
Bevor wir uns der Lösung für dieses Problem zuwenden können,
ist es erst einmal notwendig, die Ursache genau zu
verstehen.
Der folgende Artikel ist der erste einer Reihe, die einem
Kommentar, den ich über die Bhagavad Gita schreibe, entnommen
sind. Es handelt sich um eine sehr systematische Darlegung der
Hauptprinzipien des Vedanta.
Was ich hier mit euch teilen möchte, ist ein grundlegendes
Verständnis für das, was menschliches Verhalten antreibt, und
warum ihr höchstwahrscheinlich euer ganzes Leben mit dem Suchen
von Glück in Dingen verbracht habt, die es niemals bringen
können.
Das Schlachtfeld des menschlichen Geistes
Der menschliche Geist ist wie ein Gefäß voller Ruhelosigkeit,
Konflikt, Begierde, Angst und Anhaftung.
Der innere Konflikt ist ein so wesentlicher Bestandteil unserer
Erfahrung, dass viele sich dessen nicht einmal mehr bewusst
sind. Wir gehen davon aus, dass das Leben dazu bestimmt ist,
voller Stress und Kummer zu sein.
Dieser innere Aufruhr ist jedoch spezifisch für menschliche
Wesen. Tiere folgen ihrer Natur ohne Zweifel und ohne die Last
eines „Selbstbildes“. Im Gegensatz dazu unterscheidet uns
Menschen der Intellekt von anderen Geschöpfen. Wir haben die
Fähigkeit, uns selbst zu reflektieren und unser eigenes
Schicksal zu wählen.
Die Macht der Selbstreflexion ist sowohl ein Segen als auch ein
potentieller Fluch. Sie ist die Ursache unserer Unfreiheit und
zugleich das Werkzeug für unsere Befreiung.
Das Problem mit dem Selbst-Gewahrsein ist, dass das
'Selbst', dessen du dir bewusst bist, dir möglicherweise nicht
akzeptabel erscheint.
Genau aus diesem Grund werden Menschen von einem
Gefühl des Mangels und der Unzulänglichkeit beherrscht.
Im Folgenden wollen wir untersuchen, warum du dadurch, dass du
Körper, Geist und Ego - die von Natur aus begrenzt sind - als
das betrachtest, was du bist, ein akutes Gefühl von Mangel und
Begrenzung empfindest.
Alle Wesen haben einen natürlichen Drang nach Freiheit.
Begrenzungen in jeder Form, ob physisch oder mental, sind für
uns unerträglich.
Da der Geist sich gegen dieses Gefühl der Selbstbegrenzung
sträubt, zwingt er dich dazu, immer neuen Wünschen und
Begierden nachzujagen.
„ICH WILL“ wird zum Mantra des Verstandes, weil du dich mehr
als alles andere danach sehnst, dieses Gefühl der Begrenzung in
deinem Wesenskern zu überwinden.
Dein natürlicher Drang nach Freiheit und Selbst-Erhalt
manifestiert sich als bindendes, zwingendes Verlangen nach
Dingen, von denen du glaubst, dass sie zu deinem Wohlbefinden
beitragen würden, und Abneigungen gegen alles, von dem du
glaubst, dass es deinem Wohlbefinden im Wege steht.
Ein Mensch kann nur etwas wollen, von dem er glaubt, dass er es
noch nicht hat. Wenn du glücklich sein willst, dann nur, weil
du dich nicht schon glücklich fühlst. Wenn du vollständig sein
willst, dann nur deshalb, weil du dich im Moment als
unvollständig empfindest.
Je ausgeprägter also dein Gefühl von Mangel ist, desto
stärker werden deine Wünsche, Sehnsüchte und Ängste sein.
Der Geist bzw. Verstand ist von Natur aus nach
außen gerichtet, wobei dies durch die soziale Konditionierung
zusätzlich verstärkt wird.
Deshalb neigst du dazu, dich auf die Objekte deiner Umwelt zu
fixieren.
Schon sehr früh in deinem Leben hast du beschlossen, dass du
DANN glücklich, frei und vollständig sein wirst, wenn du es
schaffst, die Welt so hinzubekommen, wie du sie haben willst -
also wenn du die Welt der Transaktionen irgendwie meisterst und
bekommst, was du willst!
Mit dieser Grundannahme verbringst du dein Leben damit, die
verschiedenen Ziele zu verfolgen, von denen du dir ein
dauerhaftes Gefühl der Ganzheit erhoffst.
Vedanta beschreibt vier grundlegende Kategorien des
menschlichen Strebens, genannt Purushartha.
1. Sicherheit und Wohlstand (Artha)
Das erste dieser grundlegenden menschlichen Ziele ist Artha,
Sicherheit. Wir haben alle grundlegende Bedürfnisse, wie zum
Beispiel Nahrung, Kleidung und Unterkunft.
Allerdings beschränken wir uns selten auf diese grundlegenden
Bedürfnisse.
Es spielt keine Rolle, ob du einen guten Job, ein schönes Haus
und ein gutes Auto hast. Es wird immer bessere Jobs, größere
Häuser und schickere Autos da draußen geben.
Das Gefühl, dass man nie wirklich genug hat, ist der Treibstoff
für das Feuer von Artha. Unsere hyper-konsumorientierte Kultur
nutzt dies vollständig aus und versucht auf tausend subtile und
weniger subtile Arten, das Feuer der Habgier zu schüren.
Artha nötigt dich, dein Glück in Geld, Besitz, Immobilien,
Beziehungen, Macht und Anerkennung zu suchen.
Das Problem ist, dass genug nie genug ist und Erfüllung immer
flüchtig bleibt, weil es immer noch mehr und Besseres irgendwo
auf der Welt gibt.
2. Begierde (Kama)
Das zweite menschliche Streben ist Kama, Begierde.
Sobald Sicherheit nicht mehr deine Hauptsorge ist, verlagert
sich dein Fokus auf Genuss. Du langweilst dich und willst dich
gut fühlen, also wendest du dich vielleicht Essen, Sex,
Unterhaltung, Geselligkeit, Bier, Spielen, Reisen oder einer
endlosen Reihe von verlockenden Vergnügungen zu.
Für viele im Westen, die sich nicht mehr um das unmittelbare
Überleben sorgen müssen, wird Kama zum Hauptantrieb im Leben.
Aus diesem Grund ist die Unterhaltungsindustrie eine der
größten Industrien auf unserem Planeten.
3. Tugendhaftigkeit (Dharma)
Wenn du erkennst, dass Kama zwar Vergnügen, aber wenig
Erfüllung bringt, wendest du dich vielleicht dem dritten
menschlichen Streben zu, Dharma.
Das Wort 'Dharma' hat je nach Kontext verschiedene Bedeutungen,
aber im Sinne von Purushartha bezieht es sich auf den Wunsch,
tugendhaft zu sein, das zu tun, was richtig ist.
Je reifer du als Person wirst, desto mehr verpflichtest du dich
gegenüber Dharma, indem du Erfüllung in Freundschaft suchst
oder darin, anderen Menschen zu helfen, in Wohltätigkeit und
verschiedenen anderen ehrenhaften Handlungen. Anstatt zu
versuchen, so viel wie möglich aus der Welt herauszuholen,
fängst du an, darüber nachzudenken, wie du ihr etwas
zurückgeben kannst, wie du in der Welt etwas bewirken
kannst.
Fast alle menschlichen Bestrebungen lassen sich auf eine oder
mehrere dieser drei Kategorien zurückführen. Ob es nun um eine
Beförderung im Job geht, darum, Geld zu investieren, in
Single-Bars zu gehen oder Müll von der Straße aufzusammeln. Was
auch immer du tust, du tust es in der Regel, um Sicherheit,
Vergnügen oder Ansehen und Erfüllung zu erlangen.
Die dem Streben innewohnenden Grenzen
Manche Leute werden ziemlich gut in diesem Spiel. Vielleicht
häufen sie persönliches Vermögen an und genießen Erfolg und
Anerkennung. Sie heiraten den Mann oder die Frau ihrer Träume
und gehen fünfmal im Jahr auf Luxuskreuzfahrten. Ihre
Lebensqualität ist zweifellos gut.
Aber das hat nicht unbedingt Einfluss auf ihren Geisteszustand.
Die Reichen und Berühmten klagen oft, dass Erfolg keine
Garantie für Glück ist. Tatsächlich ist es manchmal so, dass
man umso mehr leidet, je mehr man hat.
Eine der großen Perversionen des Lebens ist, dass alles in
einem ständigen Fluss ist. Die Dinge verändern sich ständig.
Das macht es unmöglich, an irgendetwas festzuhalten.
Du kannst den größten Teil deines Lebens mit dem Streben
verbringen, das höchste Objekt deiner Sehnsucht zu erreichen,
nur um dann festzustellen, dass du dich nach einem anfänglichen
High daran gewöhnt hast und es dir dann nicht mehr das gleiche
emotionale High verschafft.
Vielleicht verändert sich auch das Objekt selbst. Was an einem
Tag deine größte Freude war, kann am nächsten Tag zum Fluch für
dich werden. Wenn du mir nicht glaubst, schau mal beim nächsten
Scheidungsgericht vorbei!
Die Grenzen, die dem Streben nach Artha, Kama und Dharma als
Mittel zur Erfüllung innewohnen, sind eindeutig.
Zuallererst musst du das Objekt deines Strebens erlangen. Dies
ist oft mit viel Zeit, Mühe, Opfern und Schmerzen verbunden.
Selbst wenn du es einmal erreicht hast, hast du dann den Kampf,
es zu bewahren und dafür zu sorgen, dass du es nicht verlierst.
Der finale damit verbundene Schmerz ist der Schmerz des
endgültigen Verlustes. Was auch immer du im Leben gewinnst,
kannst und wirst du letztlich verlieren. Je größer die Freude,
die dir das Objekt bereitet hat, desto größer ist der Schmerz,
den du beim Verlust erleidest.
Die Wahrheit ist, dass nichts für sehr lange Zeit erfüllend
bleibt. Die Dinge ändern sich ständig, und der Verstand dürstet
nach Neuem. Da andere Menschen ebenfalls ihren eigenen
Absichten und Zielen nachjagen, führt dies zu endloser
Frustration.
Jeder vernünftige und ehrliche Mensch wird zu der
grundlegenden Schlussfolgerung kommen, dass das Leben ein
Nullsummenspiel ist.
Da das Leben ist, wie es ist, bringt jeder
Gewinn einen Verlust mit sich.
Du hast die Fähigkeit, in der Welt zu handeln und deine Ziele
zu verfolgen, aber es gibt absolut keine Möglichkeit, die ganze
Zeit das zu bekommen, was du willst. Selbst wenn du bekommst,
was du willst, hat das oft einen hohen Preis, also solltest du
dir ganz sicher sein, dass es das ist, was du wirklich
willst.
Samsara
Wenn man erst einmal in das Spiel des Begehrens und Erwerbens
hineingesogen wurde, kann es schwierig sein, wieder
herauszukommen.
Hierfür gibt es im Osten den Begriff Samsara.
Das Wort Samsara stammt von der Wurzel Samsri und bedeutet
„umhergehen, sich drehen, eine Reihe von Zuständen
durchlaufen“.
Samsara bezieht sich auf den Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt: „Das Durchlaufen aufeinanderfolgender Zustände der weltlichen Existenz.“
Es ist ein Zustand des endlosen Werdens. Du bist nie zufrieden
mit dem, was du hast oder was du bist. Deshalb bist du
gezwungen, ständig Handlungen auszuführen, in der Hoffnung,
bestimmte Ergebnisse zu erreichen.
Das Problem ist: Je mehr du tust, desto tiefer wird das Loch,
das du dir selbst gräbst.
Das Rad von Samsara wird durch Verlangen in Bewegung
gehalten. Verlangen führt zu Handlung, und Handlung erzeugt die
psychische Tendenz, die Handlung zu wiederholen.
Nehmen wir an, eines Tages entdecke ich
Schokoladenkuchen.
Ich nehme einen Löffel und koste ihn.
Ich entdecke, dass ich ihn mag, und diese einfache Handlung -
einen Bissen Kuchen zu probieren - weckt den Wunsch, mehr
Kuchen zu essen.
Jedes Mal, wenn ich dem Verlangen erliege, verstärke ich sowohl
das Verlangen als auch die Neigung, diesem Verlangen
nachzukommen. Diese Neigung, eine Handlung zu wiederholen, wird
Vasana genannt.
Das Problem ist, dass ich nicht länger Kuchen esse, weil ich
unbedingt Kuchen essen will. Ich esse ihn, weil meine Vorlieben
(Kuchen) und Abneigungen (Mangel an Kuchen) meine Psyche
antreiben.
Wer hält hier also wirklich die Show am Laufen?
Zu allem Überfluss erzeugt jede Handlung aufgrund des Gesetzes
von Karma eine entsprechende Reaktion. Ehe ich mich versehe,
gerät mein Kuchen-Vasana außer Kontrolle und ich kämpfe mit
meinem Gewicht und laufe Gefahr, Diabetes zu entwickeln.
Wenn du einmal auf dem samsarischen Laufband bist, ist es fast
unmöglich, wieder runterzukommen.
Du verlässt dich für dein Glück vollständig auf äußere
Hilfsmittel, obwohl dieses Glück von Natur aus vergänglich
ist.
Doch wie ein Junkie versuchst du immer wieder, jeden Tropfen
Genuss aus dem Leben herauszuquetschen. So bleibt der Kreislauf
von Begehren und Handeln bestehen.
Was du wirklich willst, ist natürlich nie wirklich das Objekt
deines Strebens.
Was du wirklich willst, ist, dich anders zu fühlen.
Aufgrund deines Selbstbildes - deinem Bild von dir selbst als
ein begrenztes und unzulängliches Wesen - hältst du dich
bewusst oder unbewusst für fehlerhaft und unzulänglich.
Das ist der wahre Grund, warum du weltlichen Dingen nachjagst.
Du willst dir selbst etwas hinzufügen, dich verbessern, dich in
deinen eigenen Augen und in den Augen der anderen akzeptabel
machen.
Alle Wünsche entspringen diesem grundlegenden Gefühl des
Mangels und der Selbst-Unzufriedenheit.
Dies ist der grundlegende Konflikt im Zentrum der
menschlichen Psyche. Es ist die Diskrepanz zwischen dem, wer du
bist und wer du sein willst - zwischen deinen subjektiven
Wünschen und deiner objektiven Realität.
Alles, was du tust, ist ein Versuch, diese
Diskrepanz zu überwinden. Jede Handlung wird von dem Wunsch
motiviert, vollständig, vollkommen und frei von Leiden zu sein,
was in deiner wirklichen Natur tief verwurzelt zu sein
scheint.
Die Jagd nach den glitzernden, verführerischen Objekten des
Lebens - ob Ruhm, Reichtum, Immobilien, schnelle Autos,
Seelenverwandte oder auch spirituelle Erfahrungen - ist
bestenfalls eine Ablenkung. Es ist so, als wolle man den Motor
eines Autos reparieren, indem man die Außenspiegel
verstellt.
Dein Unvermögen, mit der Wurzel des Problems klarzukommen,
verdammt dich zu fast endlosem Leiden.
Nichts in dieser Welt kann dir helfen, dich vollständig zu
fühlen.
Glücklicherweise gibt es noch ein letztes Ziel.
Den meisten Menschen ist nicht einmal bewusst, dass es
existiert.
Der vierte Purushartha wird Moksha genannt.
Auf Deutsch bedeutet das „Befreiung“ oder „Freiheit“ - und
genau darum geht es im Vedanta. Ein anderes, vielleicht weniger
hilfreiches Wort dafür (aufgrund von damit verbundenen weit
verbreiteten Missverständnissen) ist Erleuchtung.
Freiheit ist das höchste Ziel im Leben.
Tatsächlich ist Freiheit das EINZIGE Ziel im Leben.
Ganz gleich, ob du Artha, Kama oder Dharma suchst, in
Wirklichkeit ist es Freiheit, die du willst. Wenn du Sicherheit
suchst, suchst du Freiheit von deinem Gefühl der Unsicherheit.
Wenn du Reichtum nachjagst, suchst du Freiheit von Armut.
Wenn du irgendeinem Verlangen nachjagst, suchst du Freiheit von
diesem Verlangen - Freiheit von dem Bedürfnis, das dich zum
Handeln zwingt, von dem Gefühl des Mangels, der Bedürftigkeit
oder der Unzulänglichkeit.
Das Problem ist, dass das Suchen nach Freiheit in
äußeren Bedingungen, Umständen oder Objekten immer nur zu
Unfreiheit führen kann.
Solange du für deine Freiheit von irgendeiner
äußeren Gegebenheit abhängig bist, bist du an sie gebunden,
weil du völlig von ihr abhängig bist. Sobald sie sich ändert,
was sie mit ziemlicher Sicherheit tun wird, hast du deine
Freiheit verloren.
Moksha ist das höchste Ziel, denn es beendet das
Verlangen allen Suchens.
Anstatt in der sich ständig verändernden,
unberechenbaren äußeren Welt nach kleinen Momenten des Glücks
zu haschen, lernst du, dich nach innen zu wenden und das Glück
in dir selbst zu suchen. Vielleicht fällt dir das nicht leicht,
denn wahrscheinlich hast du dein ganzes Leben damit verbracht,
dich als ein mangelhaftes, unzulängliches Wesen zu betrachten,
das für sein Wohlergehen und Glück völlig von anderen und der
Welt abhängig ist.
Das Problem ist jedoch nicht, dass dir wirklich etwas
fehlt.
Das Problem lässt sich mit den Worten des Dichters Walt Whitman
zusammenfassen:
„Du hast nicht gewusst, was du bist. Du hast dein ganzes Leben lang verschlafen. Deine Augenlider waren die meiste Zeit geschlossen.“
Hier kommt Vedanta ins Spiel.
Laut Vedanta geht es nicht darum, 'frei zu werden'.
Vedanta weist darauf hin, dass du nicht 'frei werden'
kannst, weil du bereits frei bist.
Das Problem ist der Mangel an Wissen. Du bist frei, aber du
weißt nicht, dass du frei bist.
Du bist nur deshalb gefangen, weil du dich für etwas hältst,
was du nicht bist: einen Jiva - eine getrennte, begrenzte
Körper-Geist-Einheit.
Indem du diese Annahme untersuchst, welche die Wurzel des
existentiellen Leidens ist, kommst du zu der Erkenntnis, dass
Freiheit deine eigentliche Natur IST.
Wie ich schon sagte, ist Vedanta weder eine Philosophie noch
eine Religion. Es ist ein Pramana, ein Mittel der Erkenntnis.
Das Subjekt bist du selbst, daher ist das Wissen, das
vermittelt wird, Selbsterkenntnis. Die Beseitigung der
Unwissenheit bezüglich deiner wahren Natur ist der Schlüssel
zur Befreiung.
Wie wir herausfinden werden, ist das Erwachen der
Selbsterkenntnis - der Erkenntnis, dass du von Natur aus frei,
unbefleckbar und die Quelle deines eigenen Glücks bist - das
Licht, das für immer das dunkle Leiden der Unwissenheit
vertreibt.
Der nächste Artikel in dieser Serie wird die Mechanik von
Samsara von einem psychologischen Standpunkt aus erforschen.
Danach werden wir die Natur des Selbst in großer Tiefe
untersuchen, wie auch dieses falsche Verständnis davon, wer du
selbst bist, das eine Welt des Leidens für dich geschaffen
hat.
Nachdem wir Moksha, Befreiung, als das höchste menschliche
Streben identifiziert haben, bietet Vedanta ein
wissenschaftliches und erprobtes Mittel, um es zu erreichen.
Richtig verstanden, bietet Vedanta nichts weniger als einen
Fahrplan zur psychischen, emotionalen und spirituellen
Freiheit.